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Der Sommer voll Essen

Joan Cary 26. März 2020
Fotos von Justin Merriman

An einem heißen Julimorgen in den Allegheny Mountains arbeiten Freiwillige in einer Kirche fleißig daran, Gurken zu schneiden, Äpfel zu waschen und Butterbrote zu schmieren, verpacken und zu zählen – ein Liebesdienst, der erst dann fertig ist, wenn 200 gesunde Lunchpakete an die Kinder in der Gemeinde verteilt werden.

Aber selbst dann, ist die Arbeit noch nicht erledigt. Am nächsten Morgen machen Sie es wieder. Und wieder. Und wieder. Jeden Wochentag stellen Freiwillige Lunchpakete zusammen bis die Schule wieder anfängt.

Sie plaudern und lachen während sie arbeiten, aber die Wichtigkeit dessen, was sie tun, warum sie es tun und für wen sie es tun, entgeht ihnen nicht.

„Es gibt einen großen Bedarf“, sagt eine Frau leise während sie ein Butterbrot schmiert. „Die Familien brauchen Hilfe. Die Kinder müssen etwas essen.“

Das Lions-Lunchpaket-Programm setzt dort an, wo die Schulen aufhören
Vor 7 Jahren wurde Lion Susan Munck als Vorsitzende der Kirchenmission ermutigt, diesen Familien zu helfen. Also startete sie das Sommer-Lunchpaket-Programm in Frostburg, Maryland etwa zwei Stunden südlich von Pittsburgh. Es dauerte nicht lange, bis die Unterstützung der Frostburg Lions und der Mount Savage Mason-Dixon Lions so anwuchs, dass das Kirchenprojekt zu einem Lionsprojekt wurde.

Frostburg_Lion member unpacking supplies

„Es gibt viele bedürftige Familien“, sagt Bill Munck, Susans Ehemann seit 35 Jahren und Präsident der Frostburg Lions. „Viele Menschen sind arbeitslos. Es herrscht Armut. Man muss nur wissen, wo man hinschauen muss.“

Mehr als die Hälfte der Kinder in den öffentlichen Schulen der Gemeinde Allegheny erhalten im Rahmen des National-School-Lunch-Programms ein kostenloses oder reduziertes Mittagessen. In den Sommerferien aber wird diese nährstoffreiche Ernährung unterbrochen. Die Eltern sind also selbst verantwortlich, und einige machen es besser als andere.

Insgesamt 1.000 Lunchpakete wurden im Sommer 2013 ausgegeben, als das Programm begann. Bis zum Jahr 2015 waren es schon 6.800 und dieses Jahr fast 8.000. Bill Munck erwartet, dass die Zahlen nächstes Jahr noch um weitere 10% steigen könnten, da wirtschaftliche Schwierigkeiten wie eine dunkle Wolke über den malerischen Bergen hängen.

Sich umeinander kümmern
Frostburg, die Standort der Frostburg State Universität, ist eine kleine Stadt mit 9.000 Einwohnern, wo West-Maryland, Nord-West Virginia und Süd-Pennsylvania aufeinandertreffen. Es war für viele Jahre eine Kohlestadt. Große Unternehmen, wie Goodyear Tire & Rubber und Pittsburgh Plate Glass halfen dabei, eine konstante Zahl an Arbeitsplätzen zu erhalten, aber beides wurde stillgelegt. Im Juni dann musste auch die Luke Mühle ihre Tore schließen, eine Papiermühle, die seit über 131 Jahren Arbeitsplätze sicherte und hinterließ so 675 Menschen ohne Arbeit.

Sechshundertfünfundsiebzig ist in etwa die Größe vieler der kleinen Dörfer und Städte in der Gegend, wie auch das Dorf Luke. Wie viele weitere kann es noch treffen? Einige schätzen, dass für jeden abgebauten Arbeitsplatz, etwa drei dazugehörige verloren gehen.

Susan Munck erinnert sich, dass sie zuerst Zweifel hatte, dass sie und ihr Mann, beide Rentner, dieses Lunchpaket-Projekt leiten können. „Es ist zu viel“, dachte sie zuerst. Aber je mehr sie mit anderen darüber sprach, desto offensichtlicher wurde die Notwendigkeit dafür.

Frostburg_Lion volunteers

Sie wusste, dass die Gemeinschaft mithelfen würde, sagt sie, denn in einer so kleinen Stadt wie Frostburg, und Mount Savage, kümmern sich die Leute umeinander. Aber es beruhigte sie auch zu wissen, dass ein starker Lions Club hinter ihnen steht. Sechszehn Frostburg Lions waren diesen Sommer am Lunchpaket-Projekt beteiligt.

Und vielleicht hat sie selbst entdeckt, was viele in ihrer Gemeinschaft schon wussten – dass eine kleine Frau wie sie ein wirklich großes Herz haben kann.

„Hier ist die Frau“, verkündet die Freiwillige Sally Knotts, unterbricht ihre Arbeit und legt ihren Arm um Munck, um sie zu drücken. „Wenn sie jemanden haben, wie sie, der so viel gibt, kann man so viel erreichen. Was Sie hier sehen, haben alles Bill und Susan auf die Beine gestellt. Sie machen so viel mehr, als wir alle jemals tun könnten.“

Frostburg_Program volunteers prepping meals

Bill Munck zuckt die Achseln. „Der liebe Gott möchte, dass ich es mache, denke ich“, sagt er später. „Drei Herzinfarkte und Diabetes und ich bin immer noch hier! Die Familien brauchen diese Hilfe.“

Das Lunchpaket-Programm läuft wie eine gut geölte Maschine, dank Susan und Bill, der seit seiner Geburt als blind registriert ist, aber dennoch all die Briefe versenden, die Zahlen aufzeichnen und die Diagramme erstellen kann. Susan behält den Überblick über die Lebensmittel, wie viele Lunchpakete wohin gehen und verteilt werden und welche Pakete für Kinder mit Allergien sind. Sie weiß alles auswendig. Und sie haben eine treue Koordinatorin, Frostburg Lion Vicky Peterson, die auch bei der örtlichen Tafel mithilft.

„Dies ist ein erstaunliches Beispiel für gemeinschaftliche Zusammenarbeit“, sagt Bill. „All diese Gruppen mit all ihren Unterschieden und der Vielfalt haben ein gemeinsames Ziel, nämlich unsere Kinder zu ernähren.“

Wie es funktioniert
Die Muncks starten jedes Jahr mit dem Versenden von, wie sie es nennen, „Bettelbriefen“, die sich an lokale Clubs, Firmen, Kirchen, etc. wenden und an ihre Großzügigkeit appellieren. Dieses Jahr konnten so 12.000 US-Dollar für das Projekt gesammelt werden. Sie nehmen kein Geld der Regierung an und darauf ist Susan sehr stolz.

Dann werden Elternbriefe an den Schulen in Frostburg und Umgebung sowie Mount Savage verteilt, um zu erfragen, ob die Kinder ein Sommer-Lunchpaket haben möchten und ob Allergien bestehen.

Die Muncks achten auf die Preise und kaufen lokal ein, um das Geld so in der lokalen Wirtschaft zu halten. Wenn die Schulen für den Sommer schließen, tragen sich Gruppen der Kirche, Clubs, Schulen und Firmen ein, um je eine Woche zu helfen. An Hilfe mangelt es nicht. Aber jeden Tag der ganzen neun Wochen sind die Muncks und Peterson da, um zu helfen und alles für den nächsten Tag zu organisieren. Frostburg Lion Meredith Medearis kommt ebenfalls täglich und wird liebevoll „die Gemüsedame“ genannt.

Es wird nichts weggeworfen. Freitags nimmt Frostburg Lion Sheryl Diehl die Reste mit und liefert sie an ein Seniorendorf, wo die Lebensmittel verteilt werden.

„Es gibt keine Verschwendung“, sagt Susan. „Ich kann Verschwendung nicht ausstehen. Das ist mein Mantra.“

Frostburg_lunch pickup

Was gibt es zum Essen?
Ein Lunchpaket enthält zwei frisch belegte Brote, eins mit Erdnussbutter und Marmelade und eins mit Käse und Wurst, einen Apfel oder eine Banane, Chips, Gemüse, ein kleiner Nachtisch sowie ein Getränk. Zweimal in der Woche gibt es einen Joghurt und einmal in der Woche einen kleinen Salat mit Dressing. Wenn sie fertig verpackt sind, kommen sie in Kühltaschen und werden an sieben Standorte in Frostburg und Mount Savage verteilt.

In der Trinity Assembly of God Kirche, findet das alles statt. Dort, wo der Pastor auf alle von Susans Anfragen immer nur mit „Sicher“ geantwortet hat. Hier bringt Studentin Emily O’Neal die Kühltaschen für die Lieferungen in die Transporter.

„Ich habe Dienstagsvormittags nichts anderes zu tun, also warum nicht?“, antwortet sie auf die Frage „warum?“. „Wieso sollte ich zuhause rumsitzen?“ Sie zeigt auf Susan und Bill. „Sie verstehen es“, sagt sie.

Die Freiwillige Sandy Stevens, eine pensionierte Lehrerin, holt ihre Tasche und fährt nach Hause, aber nicht ohne vorher noch eine der Kühltasche mit 20 Lunchpaketen mitzunehmen, die sie in den Kofferraum packt. Auf dem Weg nach Hause hält sie auf dem Parkplatz einer Kirche, stellt ihren Camping-Stuhl auf und verteilt für eine Stunde lang Lunchpakete an Kinder, die vorbeigehen oder mit ihrem Rad vorbeifahren.

Frostburg lunch pickup

Sie heißt jeden, wie ihre eigene Nichte oder Neffen, willkommen.

In Mount Savage sind „sie“ die Mason-Dixon Lions Allen und Portia Blank, die täglich den Freiwilligen dabei helfen, etwa 40 Mittagessen in der St. George's Episcopal Kirche zu verteilen. In Ihrer Bergregion gibt es keine Fast-Food-Restaurants, Geschäfte oder Tankstellen mit Snacks. Die Leute hungern nicht, sagt Allen Blank. Aber das Lunchpaket entlastet die Eltern und hilft den Kindern sich gesund zu ernähren.

„Es ist schön zu wissen, dass man der Stadt hilft, den jungen Leuten“ sagt Portia Blank, die Präsidentin der Mason-Dixon Lions. Während sie spricht, folgt Steven Wannamaker, seinem 3-jährigen Sohn und seinem Neffen den Hügel hinauf zur Kirche, um ihre Lunchpakete abzuholen.

Wannamaker erzählt von einem Verwandten, der drei Kinder aufgenommen hat und drei eigene hat. „Er muss jeden Tag sechs Münder stopfen. Das ist viel im Sommer “, sagt er. „Es ist hilfreich für Eltern, besonders wenn sie sich die zusätzlichen Kosten für das tägliche Essen der Kinder nicht leisten können.“

Frostburg_Lion member

Vicky Peterson und der Leiter der Inter-Faith Tafel Frostburg Bob Duncan, sehen jeden Tag in der Hauptstraße den Kampf der Familien ihre Kinder gesund zu ernähren. Im Jahr 1977, als die Tafel eröffnete, haben sie 29 Familien geholfen. Bis 2018 ist diese Zahl auf 673 gestiegen und Duncan ist sich sicher, dass sie weiter steigen wird, insbesondere seit die Mühle geschlossen wurde.

Aber es ist nicht nur die Arbeitslosigkeit, die die Menschen hierher kommen lässt, sagt Duncan. Es ist die psychische Gesundheit, Stress, Sucht und meistens Unterbeschäftigung. Die Leute verdienen nicht genug Geld, um ihr Zuhause zu behalten und ihre Kinder zu ernähren. Und sich Essen leisten zu können, ist nicht ihr einziges Problem. „Es ist eine Herausforderung, herzukommen.“, sagt er. „Es hat viel mit Stolz zu tun.“

„Ich hatte Glück“, sagt Peterson. „Ich bin nicht naiv genug, zu glauben, dass diese Dinge nicht auch mir passieren und mein Leben verändern können.

In der nahegelegenen Universität haben die FSU Lions auch eine Tafel gegründet, um den Studenten zu helfen. Dazu gehören auch Eltern, die versuchen, ihre Fähigkeiten auszubauen und so ihre Chancen auf eine Beschäftigung oder einen höher bezahlten Job zu verbessern.

„Kaufen Sie lieber ein Buch oder Essen?“, fragt FSU Lion Patrick O’Brien, der Leiter des bürgerschaftlichen Engagements der Universität. „Wenn Sie studieren und dieses Buch kaufen müssen, fällt gesundes Essen bei den Prioritäten zurück. Aber wenn Sie studieren und gleichzeitig eine Familie ernähren müssen, ist das ein ganz anderes Problem.“

Susan Munck wird am Ende des Sommers gefragt, ob sie und Bill im nächsten Sommer wieder die Leute mobilisieren werden, um all diese Mittagessen zuzubereiten.

„Nun“, sagt sie. „Ich wüsste nicht, warum wir es nicht tun sollten.“


Joan Cary ist Redaktionsassistentin des LION-Magazins.